Durch Napoleons Reformdekret von 1804 wurde die Bestattungsordnung in den von ihm verwalteten Gebieten verweltlicht und neugestaltet. So wurden auch in Coesfeld Ende des 19. Jahrhunderts die Friedhöfe außerhalb der Stadt angelegt. 30 Jahre nach der Verlegung des Friedhofs (der neue Jakobifriedhof wurde 1895 an der Rekener Straße angelegt) wurde der alte Friedhof zur Gedenkstätte umgestaltet.
Das hölzerne Hochkreuz steht an der Stelle des alten Jakobi-Friedhofskreuzes, dessen Korpus nun im Chorbogen der Jakobi-Kirche zu sehen ist. Es gehörte wohl bereits zur Gesamtanlage von 1928 – ebenso wie der Altarsockel und die Bodenplatte – und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert.
Die Soldatengräber links und rechts des Hochkreuzes sind Verstorbene des von 1915 bis 1920 existierenden Coesfelder Reservelazaretts. Die beiden Russen stammen aus den Arbeitslagern in Stevede und an der Klye, verstorben ebenfalls im Reservelazarett.
Auf dem ehemaligen Jakobifriedhof befindet sich eine Gedenkstätte für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Die ursprüngliche Anlage mit dem liegenden Soldaten stammt vom Coesfelder Bildhauer Prof. Joseph Enseling (1896-1957). Die Stadtverordneten hatten unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die Errichtung eines Ehrenmals beschlossen. Die Einweihung erfolgte am 4. November 1928. Ein liegender Soldat mit Helm wirkt wie auf einem Tisch aufgebahrt. Die Figur ist mittig in einem in die Erde versenkten Kreis platziert. In der kreisförmigen Umfassungsmauer sind Namenstafeln aus Sandstein eingelassen. In diesem Relief mit den Namen der Kriegstoten sind auch die Namen der Soldaten jüdischen Glaubens genannt, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren und einen Bezug zu Coesfeld hatten. Es sind: John Isaak Horwitz / + 01.09.1914 ehemaliger Lehrer an der jüdischen Schule; Luzian Weill / +30.07.1918 ehemaliger Lehrer an der jüdischen Schule; Ignatz Weill / +?1918; Wilhelm David / + 28.09.1917; Siegfried Mendel / + 09.09.1915. Nicht erwähnt werden die beiden Brüder Erich und Otto Rosenberg, die zu Kriegsbeginn nicht mehr in ihrer Geburtsstadt Coesfeld wohnten.
Das Denkmal stieß in den 1980er Jahren aufgrund der vermeintlich nationalsozialistisch geprägten Ästhetik auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und sollte neugestaltet werden.
Bereits in den sechziger Jahren kam der Gedanke auf, ein Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu errichten, der aber erst zwanzig Jahre später wieder aufgegriffen und konkretisiert wurde. 1992 wurde die Gedenkstätte mit einem von Prof. Jörg Heydemann aus Billerbeck geschaffenen Mahnmal für die Verfolgten und für Opfer des Nationalsozialismus erweitert. Eine Eisenbahnschiene führt zu einer stilisierten Rampe – symbolhaft für den Weg der Opfer in die Vernichtungslager. Auf der Rampe steht eine Frau, die ihr Kind fest im Arm hält.
Die Bahngleise sind Zeichen für Deportation, Flucht, Transport, Warten und Hoffnung. „Die quadratische Betonmasse ist Masse gegenüber dem abgesenkten Rund des Ehrenmals.” (Zitate Prof. Heydemann) Die herausragenden Eisenspitzen wirken wie Folterwerkzeuge. Alles soll eher an eine offene Baustelle als an ein abgeschlossenes Kunstwerk erinnern. Die weibliche Figur ist in ihrer Verletzlichkeit (unbehandelte Bronzeskulptur) als ein Gegenüber zum steinernen liegenden Soldaten geschaffen. Das Kind in ihren schützenden Armen ist durchaus als ein Hinweis auf die Pietà (Darstellung Mariens mit dem verstorbenen Jesus) zu verstehen. Zusammen mit Holzkreuz und liegendem Soldaten bilden die Schienen ein gleichseitiges Dreieck.
Heute finden hier Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an die Opfer von Terror und Gewaltherrschaft zum Totensonntag statt.
Mehrere Grabsteine auf der Anlage stammen von Coesfelder Friedhöfen. Sie wurden hier neu aufgestellt und erinnern an wichtige Familien aus Coesfeld:
Bürgermeister und Ehrenbürger 29.05.1861 Mettinghausen b. Lippstadt - 26.12.1946 ebd.
Nach seinem Militärdienst war Lübbesmeyer Volontär bei verschiedenen Landratsämtern und wurde später zum Kreissekretär in Coesfeld ernannt. L. wurde 1909 einstimmig zum Bürgermeister auf 12 Jahre gewählt, im Anschluss daran erneut. 1945 ausgebombt, zog er auf seinen elterlichen Hof, dort verstarb er und wurde seinem Wunsch entsprechend in Coesfeld auf dem Lamberti - Friedhof beigesetzt. Besonders in der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit hat er sich durch sein tiefes Verantwortungsgefühl und seinen Gerechtigkeitssinn Respekt erworben, so dass er zum Ehrenbürger ernannt wurde. Der Lübbesmeyerweg trägt seit 1951 seinen Namen.
Insbesondere Bernhard (Natz) Thier (1886-1957) ist den Coesfeldern noch bekannt. Er war der Sohn des letzten Coesfelder Zinngießers Bernhard Heinrich Anton Thier (gest. 1910), der auch der Großvater der Coesfelder Künstlerin Hety Thier war (1919-1952, Gedenkstein auf dem Lamberti-Friedhof). Natz Thier machte Abitur am Nepomucenum und studierte dann Bauingenieurwesen. Zunächst war er als Regierungsbaumeister in Elsass-Lothringen tätig, wurde dort nach dem 1. Weltkrieg ausgewiesen und fand in Köln eine Anstellung. Bei einem Angriff auf Köln im 2. Weltkrieg wurde er verletzt und daraufhin auf seinen Wunsch ins Coesfelder Krankenhaus verlegt. Nach dem Krieg war er in Coesfeld bis zum Ende seiner Beurlaubung als Leiter des Stadtbauamtes an der Vorbereitung des Wiederaufbaus beteiligt. Natz Thier hat die Karnevalsgesellschaft Die-La-Hei gegründet und ist auch als Schriftsteller von niederdeutschen Volksstücken und Gedichten bzw. Liedern bekannt geworden. Ihm, der Zinngießerfamilie Thier und dem Holzschnitzer Heinrich Everz wird im Natz-Thier-Haus in der Pfauengasse gedacht. Der Natz-Thier-Weg erinnert ebenfalls an den Coesfelder Heimatdichter.
17.09.1797 in Darfeld – 28.02.1845 in Coesfeld.
Nach seinem Studium wurde Sökeland 1823 Lehrer am Paulinum in Münster bevor er als Gymnasiallehrer nach Coesfeld kam. 1828 wurde Bernhard Sökeland Direktor des damals staatlich gewordenen Gymnasiums Nepomucenum. Darüber hinaus war Sökeland wissenschaftlich und öffentlich tätig. Besondere Verdienste erwarb er sich über die Erforschung der Coesfelder Geschichte und bei der Ordnung des Stadtarchivs. 1839 veröffentlichte er die „Geschichte der Stadt Coesfeld“. Außerdem legte er für seine Schule ein Herbarium aller im Münsterland vorkommenden Pflanzen sowie eine Sammlung der Versteinerungen an. Heute erinnert die Sökelandstraße an ihn.
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Alle Fotos:
Zimmermann, Kerstin, Coesfeld