Die jüdischen Coesfelder feierten ihre Gottesdienste seit 1750 in einem Gebäude in der Weberstraße. 1810 begann man mit einem Synagogenneubau in der Weberstraße 7. Die jüdische Schule befand sich mit dem Schulraum und der Lehrerwohnung direkt an der Weberstraße. 1903 wurde die jüdische Schule grundlegend umgebaut. Der Gebäudekomplex verband die Synagoge mit dem Schulhaus und bildete jetzt eine architektonische Einheit. Der Zugang zum Betsaal war rückwärtig in der zweigeschossigen Fassade. Im Innern kam man zunächst in einen Vorraum, von dem aus man über einen Treppenaufgang zur Frauenempore gelangen konnte.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die jüdische Bevölkerung in Coesfeld kontinuierlich an und erreichte 1855 ihren Höchststand. Bereits 1848 wurde die Synagogengemeinde Coesfeld geschaffen. Gegen den Willen der umliegenden Ortsgemeinden gehörten nun auch die jüdischen Mitbürger*innen aus Billerbeck, Darfeld, Darup, Gescher, Osterwick und Rorup zur Synagogengemeinde Coesfeld. Es kam zu regelmäßigen Streitigkeiten und immer wieder zu Unabhängigkeitsbestrebungen. Die jüdischen Billerbecker haben Coesfeld nie als Hauptgemeinde anerkannt und erklärten 1911 aus finanziellen Gründen ihren Austritt aus der Synagogengemeinde Coesfeld, gefolgt 1912 von den Gemeindemitglierden aus Gemen. Die Synagogengemeinde Coesfeld brach auseinander. Das hatte zur Folge, dass der Schulbetrieb eingestellt werden musste. Auch der Wegzug wohlhabender Familien schwächte die Steuerleistung der Gemeindemitglieder und führte zu einem stetigen Niedergang der Coesfelder Gemeinde. 1935 gab es noch 35 in Coesfeld ansässige Juden.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Betsaal verwüstet. Zu einer Brandstiftung kam es wegen der engen Bebauung und der Gefahr für die angrenzenden Häuser in der Weberstraße nicht. Dafür wurden zahlreiche Privathäuser jüdischer Familien demoliert. Für 1000 Reichsmark erwarb der Nachbar Dr. Vagedes das verwüstete Synagogengebäude. Die jüdischen Gottesdienste fanden jetzt im Haus der Familie Eichenwald in der Kupferstraße 10 statt.
Die Bausubstanz der Synagoge und des Schulgebäudes war nach dem Zweiten Weltkrieg noch intakt. Von 1964 – 1966 wurde die ehemalige Synagoge unter Leitung des Coesfelder Architekten Kahrmann in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege restauriert. Bis 2012 war sie im Anschluss Gemeindehaus der Evangelisch freikirchlichen Gemeinde Coesfelds. Die ehemalige Synagoge ist heute im Besitz der Stadt Coesfeld und wird für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Ein Fragment des Deckenleuchters aus der Synagoge befindet sich seit 2012 im Stadtmuseum Coesfeld DAS TOR.
Es gibt noch mehr Blickpunkte zu entdecken!
Außenansicht der ehemaligen jüdischen Schule (vorne) und der Synagoge (hinten), um 1960, Allgemeine Fotosammlung, Coe VIII.7.1-1627
Innenansicht der Synagoge, Zustand 1962, StadtA Coe, Sammlung Bernd Borgert, Coe VIII.7.1-4907