In den frühen Morgenstunden des 10. Dezember 1941 wurden 19 transportfähige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Coesfeld von der Gestapo in der Kupferstraße 10 abgeholt und in den heutigen Schlosspark gebracht. Hier warteten bereits weitere Juden aus dem Münsterland auf ihre Deportation nach. Im Auftrag der örtlichen NSDAP-Leitung machte der Fotograf Anton Walterbusch ein Gruppenbild der 19 jüdischen Coesfelder. Zwei Abzüge dieser Aufnahmen sind erhalten geblieben, die heute im Stadtarchiv Coesfeld aufbewahrt werden. Sie zeigen: Jacob und Wilhelmine Cohen (geb. David), Hermann und Ida Cohen (geb. Frank), Emma Cohen (geb. Leffmann), Gustav Cohen, Ludwig Cohen, Paul David, Dora Eichenwald (geb. Weinberg), Salomon Eichenwald, Martha Freund (geb. Cohen), Richard Freund, Karlheinz Freund, Henriette Goldschmidt (geb. Hertz), Samuel Goldschmidt, Josef Nathan und Ella Nathan (verh. Slanowitsch).
Umfangreiche biographische Hintergrundinformationen befinden sich in der Dauerausstellung im Stadtmuseum das TOR. Nach dem Fotografieren mussten die Coesfelder einen LKW besteigen und wurden mit den Juden aus den umliegenden Orten nach Münster zum Gertrudenhof gebracht. Es war die Sammelstelle für die jüdischen Einwohner aus Münster und dem Münsterland. Am 13. Dezember begann die Todesfahrt für 1.031 jüdische Personen aus dem Münsterland, Münster, Osnabrück und Bielefeld mit der Deutschen Reichsbahn nach Osten in eine ungewisse Zukunft. Ankunft in Riga war der 16. Dezember 1941. Für die meisten wurde die Reise in das Ghetto in Riga zu einer Fahrt ohne Wiederkehr. Was bleibt, ist ein Foto und ein „nach unbekannt verzogen“ im Einwohnermeldeverzeichnis der Stadt Coesfeld.
Das Foto vom 10. Dezember 1941 diente als Vorlage für die Gestaltung einer Gedenkstele für die in das Ghetto nach Riga deportierten jüdischen Coesfelder. Die fast in Lebensgröße dargestellte Gruppe wurde am 25. Juni 2017 im Schlosspark vom Bürgermeister Heinz Öhmann und Vertretern des Rigakomitees feierlich enthüllt.