Marktplatz

Spätestens seit der Stadtgründung 1197 war der Marktplatz vor der La­mbertikirche „der“ zen­trale Ort der Stadt Coes­feld: An ihm fan­den sich das Rathaus mit der von den Bürgern frei gewähl­ten Verwal­tung und das Grut­haus als wichtige Ein­nahme­stelle für Gebüh­ren.

Von hier aus führten die wichtig­sten Stra­ßen der Stadt stern­förmig zu den be­deuten­dsten Handels­zentren, z.B. in die spä­teren Nieder­lande, nach Mün­ster, Dort­mund, dem Rhein­land und in Rich­tung Nordsee. Alle Fern­handels­kaufleute hatten um den Markt­platz herum ihren Wohn­sitz und betrieben von hier aus ihren Handel bis nach Nowgorod/­Russ­land, Bergen/­Nor­wegen, Brügge/­Flan­dern, London/­Groß­­britan­nien.

Auf dem Markt­platz wurde auch mehr­fach im Jahr Recht gesprochen. Ein Pranger, an den Straf­täter zur öffent­lichen Demüti­gung und Mah­nung gefesselt wurden, stand vor dem Rathaus. Unter dem Markt­kreuz, das heute noch als Nach­­bildung zu sehen ist, sollen die Rats­­mitglieder, Richter und öffentliche Bedien­stete vereidigt worden sein. Es stand aber auch für die be­­son­dere Rechts­­stellung, die Coesfeld in der näheren und weiteren Umgebung als zweite Stadt im Bis­tum mit eigenen Stadt­rechten ein­nahm.

Das spiritu­elle Zen­trum der Stadt, die Lamberti­kirche mit ihrem seit dem 14. Jh. als heilig­mäßig verehr­ten Gabel­kreuz, dominierte das Aussehen des Platzes. Ursprünglich mit zwei Türmen ausgestattet, die schon im 17. Jahrhundert einstürzten, ist dieser Sakral­bau das größte Gebäude am Platz. Die evangelische Kirche am Markt wurde im 17. Jh. als Zentrum einer auf­strebenden jesuitischen Gemein­schaft errichtet. Sie wurde, wie annähernd alle anderen Gebäude am Markt­platz, mit Ausnahme der Lamberti­kirche, in den letzten März­tagen des Jahres 1945 durch alliierte Bomben­angriffe fast völlig zerstört. Das traf zu 90 % auch für den Stadt­kern zu.

 
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